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Ein Design macht Karriere - Hannibal
Dieser Bericht beginnt zu einer Zeit, lange bevor es den "Zirkus im Westernland" gab und lange bevor das Ü-Ei überhaupt existierte. Man schrieb das Jahr 1893 als der Engländer William Britain Junior eine neue Idee für die Produktion von Spielzeugsoldaten anwendete. Er produzierte hohlgegossene Figuren aus Metall (anfangs aus Blei, später aus Metalllegierungen). Die Figuren verkauften sich äußerst erfolgreich. Dies zunächst wohl noch in der Firma seines Vaters, der ebenfalls als Spielzeugproduzent tätig war. 1907 dann gründete William Britain Junior die "Britains Ltd." in London, die zu einem der erfolgreichsten Spielzeugproduzenten Englands wurde. Ende der 20er Jahre und insbesondere in den 30er Jahren suchte man nach neuen Ideen für Spielzeuge und entwickelte unter anderem auch Serien mit Zootieren und Bauernhoftieren. Diese Serien waren sehr erfolgreich und wurden bis in die 50er Jahre um weitere Modell bereichert.
Diese Tierfiguren waren immer noch hohl und aus Metall. Und hier begegnen dem Ü-Ei-Sammler erstmals die Urmodelle von Hannibal, Jumbo und Simba. Die Britains- Figuren sind erheblich größer als die Ü-Ei-Ausgaben. | ||
Eckdaten zur Figur: Name: "Hannibal der stolze Büffel". Im O-EI-A auf Seite 18 Ausgabe 2014. Katalogwert 330 Euro. | ||
Die älteste Figur ist Jumbo, der seit 1929 produziert wurde und bei Britains "Indischer Elefant Nr. 901" genannt wird. Es folgte im Jahr 1931 Hannibal, der bei Britains "Amerikanischer Bison Nr. 935" heißt. Deutlich später erst begegnet einem dann im Jahr 1952 Simba, der bei Britains "Sitzender Tiger Nr. 992" heißt. |
Jumbo und Hannibal waren also bei seinem Einzug ins Ü-Ei schon rund 50 Jahre alt! Heute sind sie über 80 und werden noch immer gesammelt. Ob nun von Ü-Ei-Sammlern oder Britains-Sammlern. Ein höchst erfolgreiches Design, dass wahrscheinlich millionenfach kopiert wurde. Britains selber hat vermutlich selber einen ganz wesentlichen Schritt für das Aufkommen der vielen Kopien gemacht. Ab etwa 1966 wurden die Britains-Figuren nicht mehr aus Metall hergestellt. Man verlagerte die Produktion nach Hong Kong und stellte fortan die Figuren in gleicher Größe aus Plastik her. Auch diese wurden gut verkauft.
Die drei Figuren aus Plastik bekamen neue Nummern bei Britains. Jumbo = Indischer
Elefant Nr. 1311, Hannibal = Amerikanischer Büffel Nr. 1354 und Simba = Sitzender
Tiger Nr. 1345.
In Hong Kong stießen die Britains-Figuren aber auch auf das Interesse von "Billig-Spielzeug- Produzenten", die die Figuren in kleinerem Maßstab kopierten und in die ganze Welt verkauften. Und einige dieser verkleinerten Kopien wurden auch für das Ü-Ei genutzt. Anhand von Hannibal sollen nun verschiedene Ausgaben verglichen werden.
Figur 1: Dies ist die Figur von Britains aus Metall. Leider ist der Schwanz abgebrochen. Länge: 9,5 cm Kennung: "Copyright Proprietors Britains, Made in England" am Bauch.
Figur 2: Dies ist die Figur von Britains aus Plastik. Länge: 9,5 cm Kennung: "Britains Ltd., England" am Bauch.
Figur 3: Eine Kopie, die eine andere Beinstellung hat und etwas zu groß ist für ein Ü-Ei.
Länge: 5,0 cm Kennung "Hong Kong" am Hinterbein.
Figur 4: Identisch mit 3
Figur 5: Eine Kopie mit rundem Schwanz, die auch in ein Ü-Ei passen würde. Sie stammt aber nicht aus dem Ü-Ei. Länge: 4,5 cm Kennung: ohne.
Figur 6: Diese Figur ist identisch mit der Ü-Ei-Figur. Aber sie ist dunkler braun und nicht transparent. Auch diese Figur ist sehr selten. Ob sie aus dem Spielzeughandel stammt oder eine Materialvariante aus dem Ü-Ei ist, ist unklar. Tendenziell vermute ich aber eher eine Herkunft aus dem Spielzeughandel. Länge: 4,5 cm Kennung: "Hong Kong" am Bauch. Figur 7: Die Figur aus dem Ü-Ei. Die Ü-Ei-Figur hat einen typischen dünnen Schwanz. Und sie ist aus hellbraunen leicht transparenten Material. Sie ist sehr selten. Länge: 4,5 cm Kennung: "Hong Kong" am Bauch.
Figur 8: Eine interessante kleine Figur, die eine recht genaue Kopie der großen Britainsfigur ist. Sie wird zuweilen für die Ü-Ei-Ausgabe gehalten, weil sie so wunderbar gut in eine Ü-Ei-Kapsel passt. Im Ü-Ei war diese Variante meines Wissens nach jedoch nie. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Ausgabe aus dem Spielwarenhandel. Auch diese Figur ist sehr selten. Länge: 3,5 cm Kennung: "Hong Kong" am Bauch. Figur 9: Eine ganz kleine Figur, die aber eine andere Beinstellung hat. Ebenfalls sehr selten. Länge: 2 cm Kennung: ohne. Die 9 Hannibal-Figuren stellen nur eine Auswahl dar. Es gibt noch etliche ähnliche Figuren, die meist größer sind, als die Ü-Ei-Figur. Auch einfarbige unbemalte Figuren in schwarz oder rot sind mir bekannt. Der Bericht soll insbesondere vermitteln, dass die alten Spielzeuge und Figuren aus dem Ü-Ei nicht isoliert im "Spielzeug-Universum" auftauchen und meist auch nicht alleine für das Ü-Ei entwickelt wurden. Auch die Ü-Ei-Figuren haben eine Geschichte, die wie hier gezeigt, auch mal ein halbes Jahrhundert vor dem Ü-Ei begonnen haben kann. Der interessierte Sammler wird hier ein weiteres Betätigungsfeld finden und gleichzeitig ein Gespür dafür entwickeln, das nicht alles, was wie ein Ü-Ei-Inhalt aussieht auch im Ü-Ei gewesen sein muss.
Von den Figuren Simba und Jumbo findet man in der Ü-Ei-Größe erheblich mehr Exemplare als vom Hannibal. Fast alle dieser Simbas und Jumbos stammen aus dem Spielzeughandel. Beim Jumbo geht man davon aus, dass ähnlich wie beim Hannibal nur die leicht transparente Variante aus dem Ü-Ei stammt. Sie ist extrem selten. Vom Simba ist mir so eine leicht transparente Figur nicht bekannt. Ich persönlich kann keine der vielen Simba-Farbvarianten mit letzter Sicherheit dem Ü-Ei zuordnen.
DANKE an Boris Müller für den Bericht.