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Berichte - Fälschungen

# Fälschungen

BPZ Blaudrucke nur für Blauäugige?


Wolltest du nicht auch schon immer deiner umfangreichen HPF Sammlung noch ein kleines optisches i-Tüpfelchen hinzufügen? Da kommt dieser Blaudruck der „Happy Hippo Hochzeit“ doch genau recht. Den leiste ich mir, ist ja mit 50 Euro recht günstig, wenn man bedenkt, wie selten so etwas ist.

Oder sollte ich nicht doch lieber den Blaudruck „Hanny Bunny“ nehmen, der ebenfalls angeboten wird? Gut der soll 80 Euro kosten, sieht aber wirklich Klasse aus.

Und ob der echt ist, brauche ich ja sicher auch gar nicht erst zu fragen, denn 1. so etwas kann man nicht fälschen und 2. würde auch manch ein Händler sagen: „aber klar doch! Ist echt! und ... ich habe noch nie gehört, dass so etwas gefälscht wird. Na ja, vielleicht wird auch dieser Händler sogar ganz diskret darauf aufmerksam machen, dass so ein Fehldruck auch schon mal auf die nicht übliche Art und Weise die  Druckerei verlassen haben könnte, aber er ist und bleibt nun mal eine der Raritäten aus dem Ü-Ei. Ja, es stimmt also alles und so gönnt man sich dieses exklusive Stück und ist glücklich über den gemachten Schnapp. Wenn Druckerzeugnisse hergestellt werden, sprich BPZ, können in einer Druckerei bei der Herstellung tatsächlich alle nur denkbaren Fehler auftreten, von Druck- und Schnittfehlern bis Farbausfälle und Mehrfachdrucke, wirklich alles ist da durchaus möglich. Und wenn dann bei der Endkontrolle in der Druckerei auch noch nicht richtig hingesehen wird, kann man sich als Sammler schon mal über eine solch nicht alltägliche Rarität aus dem Ü Ei freuen: Ein BPZ Fehldruck, vielleicht sogar ein besagter Blaudruck ! So ist der „normale“ Weg, um mit einem solchen Exemplar den Sammlermarkt zu bereichern. Aber auch selbst dann, wenn ein derartiges Exponat tatsächlich nur auf ominösem Wege seinen Platz auf dem Sammlermarkt gefunden hat, bleibt und ist es ein „Original“, d.h. es ist ein ursprüngliches Exemplar, also ein bei der legalen Produktion durch Zufall entstandenes von der Norm abweichendes Exemplar. Offensichtlich haben aber findige Köpfe – oder ist es sogar nur einer ? - jetzt eine weitere Methode zur Herstellung von Fehldrucken mit nur blauer und schwarzer Farbe auf weißem Hintergrund nicht nur entdeckt , sondern diese wohl sogar bereits schon seit Jahren auf dem Sammlermarkt im wahrsten Sinne des Wortes erfolgreich vermarktet. Was mit Hilfe eines Dental- Labors immer verfeinerter gelungen ist, nämlich Fälschungen von seltenen Figuren aus dem Ü Ei herzustellen, was sogar zu von Originalen kaum unterscheidbaren Nachdrucken von Palettenanhängern sowie älteren BPZ geführt hat, das macht jetzt auch nicht mehr davor Halt, BPZ - Fehldrucke nur durch Manipulation zu produzieren: Profitgier.

Liebe Sammlerfreundin, lieber Sammlerfreund, ihr habt richtig gelesen, es ist offensichtlich möglich, sog. Blaudrucke von BPZ zu fast jeder HPF durch Manipulation herzustellen, sofern denn die Farbe „ Blau“ auch auf dem Original Ferrero BPZ bereits vorhanden ist. Und dies gelingt leider so gut, dass es für Sammler und Händler mit dem bloßen Auge nicht oder doch nur sehr, sehr schwer zu erkennen ist, zumal wenn man gar nicht weiß, worauf besonders zu achten ist, um diesen Blaudruck als reine Fälschung zu entlarven.

Wie und was wird denn nun manipuliert ? Höchst wahrscheinlich erfolgt die Herstellung dieser manipulierten Blaudrucke unter Zuhilfenahme chemischer Substanzen, wie sie z.B. bei der Altpapierverarbeitung angewandt werden um Recycling Papier vor seiner Verarbeitung von vorhandenen Druckfarben möglichst vollständig zu befreien und so wieder weißes Papier gewinnen zu können. Auf diesem Weg lassen sich dabei mit chemischer und physikalischer Hilfe Druckfarben aus bedrucktem Papier wieder entfernen.

Es ist somit durchaus denkbar und zu vermuten, dass mit entsprechenden Fachkenntnissen dieser Materie aus dem industriellen sog. Deinking-Verfahren unter Laborbedingungen es zu solchen Manipulationen an den BPZ kommt. So werden hierbei von ganz normalen Serien BPZ, wie sie hunderttausendfach zu finden sind, durch Entfernen der beiden Grundfarben Rot und Gelb auf diesem Zettel, Fehldrucke produziert, die nur noch die verbliebenen Farben Blau und Schwarz zeigen, wobei in Schwarz in der Regel die Umrisse der auf dem BPZ gezeichneten Figuren und Buchstaben wiedergegeben werden, wie auf dem Original auch. Und als einzige Farbe des Farbspektrums ist nur noch das Blau verblieben, und zwar an den Stellen und mit den unterschiedlichen Intensitäten, wie es von dem Original- BPZ bekannt ist.

Ich räume ein, dass ich für diesen so von mir vermuteten Weg der erfolgreichen BPZ-Manipulation den tatsächlichen Beweis momentan nicht zu erbringen vermag. Aber 100 % Tatsache ist, dass chemische Substanzen dabei Verwendung gefunden haben, um mit ihrer Hilfe durch Manipulation Blaudrucke herzustellen. Denn zum Glück hinterlässt jede an einem Produkt nachträglich durchgeführte chemische Veränderung, d.h. Reaktion, nun einmal in irgendeiner Form Spuren, die nachweisbar sind. So ist es auch hier: Es gibt 3 eindeutige Merkmale, die diese nachträglich ausgeführte Farb-Manipulation ganz eindeutig entlarven. Allerdings braucht man dazu UV-Licht einer entsprechenden Lichtquelle, um sie besser zu erkennen.

Merkmal 1 Fast jeder Figuren BPZ trägt die roten Aufschriften „...uns gibt es nur bei Kinder“ und „Hand-Bemalt“. Hier gelingt es dem Fälscher zwar diesen roten Schriftzug soweit zu entfernen, dass er mit dem bloßen Auge (nahezu) nicht mehr zu lesen ist. Unter UV Licht haben aber diese Textzeilen ein ganz helles weißes Druckbild angenommen, und sind entsprechend deutlich zu lesen.

BLAUDRUCKFÄLSCHUNG
BPZ Hanny Bunny´s lustige Ski-Hasen; Deutschland 1995

Zu erkennen ist deutlich die Wasserzeichen ähnliche Beschriftung ...uns gibt es nur bei Kinder innerhalb der Sprechblase

 

 

BLAUDRUCKFÄLSCHUNG
BPZ Funny Fanten Stars in der Manege; Deutschland 1998

Hier ist sehr deutlich die Wasserzeichen ähnliche Beschriftung HAND-BEMALT innerhalb der Sprechblase zu erkennen.

Bei einem Original - Blaudruck bleibt es unter UV-Licht hier im Bereich dieser Felder absolut genauso weiß, wie sonst auf dem gesamten Papier. Hier jetzt die Gegenüberstellung Original - Fälschung am Beispiel Die Dabsy Dino Family von 1996.

Bild oben ORIGINAL =
Rein weiße Sprechblasen unter UV-Licht

Bild oben ORIGINAL =
Rein weiße Sprechblasen unter UV-Licht

Bild unten FÄLSCHUNG =
Wasserzeichen ähnliche Inschriften unter UV-Licht

Bild unten FÄLSCHUNG =
Wasserzeichen ähnliche Inschriften unter UV-Licht

Merkmal 2 Durch die chemische Behandlung (eher Misshandlung!) hat die schwarze Farbe auf der Bildseite des BPZ mehr oder weniger die Eigenschaft zu fluoreszieren angenommen. Legt man den manipulierten BPZ mit der Rückseite nach oben unter das UV–Licht, dann werden sehr oft die Umrisse der auf der Vorderseite schwarz umrandet gezeichneten Figuren ebenfalls wie Wasserzeichen sichtbar.
BPZ Die Fußball-Schlümpfe Deutschland 1986
Hier wird sehr schön deutlich, wie die auf der Vorderseite des BPZ erkennbaren schwarzen Figuren- und Schriftumrandungen auf der Rückseite des BPZ zugleich zu einem „fluoreszierenden Wasserzeichen“ mutiert sind.
So etwas gibt es bei keinem originalen Serien-BPZ oder originalen Blaudruck, denn es ist nicht ein BPZ mit tatsächlich fluoreszierender schwarzer Druckfarbe bekannt. Hingegen gibt es vielfach unterschiedlich stark fluoreszierendes Papier.


Merkmal 3 Die Rückseiten aller chemisch manipulierten BPZ, die mir vorliegen, leuchten unter UV-Licht immer ganz leicht rosa-bräunlich.

 

BPZ Die Happy Hippo Hochzeit; Deutschland 1999 Die rosa-bräunliche Farbe der Rückseite wird unter UV-Licht erkennbar. Ganz schemenhaft treten auch hier zugleich die hellen Wasserzeichen ähnlichen Umrisse auf. Mit diesen drei Merkmalen – und im Regelfall treffen sie auch fast immer alle 3 gemeinsam zu - lassen sich die manipulierten von den originalen Blaudrucken sehr gut voneinander abgrenzen und unterscheiden!!!

Erschreckend ist jedoch die Tatsache, dass bei 20 getesteten Blaudrucken 16 Manipulationen und nur 4 Originale feststellbar gewesen sind!

Fazit: Wenn dieses Ergebnis möglicherweise sogar Spiegelbild eines Gesamtbestandes existierender BPZ Blaudrucke wäre, dann hat nicht die Blauäugigkeit von Sammlern und Händlern, sondern wieder einmal unsere vollkommene Unwissenheit dem Sammelgebiet einen weiteren sehr schweren Schaden zugefügt.

Und zum guten Schluss: Erstaunlicherweise lässt sich b i s l a n g nur bei Blaudrucken diese Form der Manipulation feststellen und nachweisen, sowie bei einem weiteren Grün-Blau Druck vom BPZ „Die Drolly Dinos“.

Liste der bisher bekannten Fälschungen von Blaudrucken: Asterix und die Römer; Bill Body der Super Sportler; Die Dabsy Dino Family; Die Drolly Dinos; Die Happy Hippo Hochzeit; Die Happy Hippo Hollywood Stars; Die Top Ten Teddies im Traumurlaub; Die Zunft der Zwerge; Fancy Fuxies; Funny Fanten Stars in der Manege; Hanny Bunny´s; Happy Hippos im Fitness-Fieber; Peppy Pingos..... (to be continued)

!!! Achtung !!! nicht jeder Blaudruck ist automatisch eine Manipulation, zum Glück für uns Sammler gibt es durchaus auch sammelwürdige echte Fehldrucke in Blau. Und bitte jetzt daraus auch nicht den Schluss ziehen, Fehldrucke in anderen Farben als Blau sind somit immer Originale... ein gesundes Maß an Vorsicht ist wie bei allem Fälschungsgefährdetem nie fehl am Platz.

EXKURS - Die sonnengebleichten Blaudrucke Aufmerksam gemacht durch einen Kommentar zum Bericht von BORIS (vielen herzlichen Dank an dieser Stelle!!) als Nachtrag zum Bericht hier ein kurzer Exkurs zum Thema BPZ und Sonne.

 

Auch durch längere Sonneneinstrahlung lassen sich, ebenso wie den Figuren, Farbveränderung = Varianten produzieren. Im Ergebnis können dabei Beipackzettel entstehen, welche sehr große Ähnlichkeit mit Blaudrucken aufweisen. Dennoch gibt es einige entscheidende Unterschiede. Wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal ist der rote Schriftzug uns gibt es nur bei und inder sowie HAND-BEMALT (s.o. Merkmal

1). Dieser ist bei echten Blaudrucken immer weiß und zeigt keine Reaktion unter UV-Licht. Bei den im Bericht beschriebenen Fälschungen der Blaudrucken erscheint die Fläche nur weiß, zeigt unter UV jedoch deutlich den ursprünglichen Schriftzug. Bei den in der Sonne gebleichten BPZ ist stets zumindest noch ein Hauch von Rosa zu erkennen.

Bei der Sonnenbleiche verschwinden zunächst die Farben Gelb und Magenta. Danach beginnt auch das Rot schwächer zu werden. Die größte Resistenz weisen Blau und Schwarz auf. Und so läuft es dann, hier am Beispiel Im Tal der Trapper und Indianer, ab: Original

langsam verschwindet das Gelb, aus hellgrün wird blagrün

Gelb ist fast vollständig verschwunden und Rot beginnt zu verblassen

Im direkten Vergleich dazu hier einmal einzelne Teilschritte im Entstehen eines BPZ:
(die hier einzeln sichtbaren Druchschritte erfolgen im Normalfall natürlich übereinander!)

Druck der Farben Gelb, Rot und Magenta

Druck der Farben Schwarz und Blau (echter Blaudruck)

fertiger BEipackzettel

Zwei weitere Beispiele für von der Sonne gebleichte Beipackzettel: Die Fußball-Schlümpfe Original

dank Sonnenlicht nur blau und rot

Blaudruck

Die Dribbel-Boys Original

rot deutlich schwächer erkennbar

 

Es ist durchaus vorstellbar, dass durch den Einsatz spezieller Beleuchtung der ansonsten recht lang andauernde Verwandlungsprozess vom normalen Beipackzettel zum Blaudruck nicht nur a) drastisch beschleunigt sondern b) auch das Rot fast vollständig ausgebleicht werden könnte.

Dieses Endprodukt dürfte dann jedoch abweichende Merkmale aufweisen als hier beschrieben. Für den vorliegenden Bericht sind die Sonnen-BPZ zwar berücksichtigt worden aber nicht zu Ende gebleicht ;-)

Fazit: Ab in den Baumarkt und her mit dem Stoff für einen weiteren Bericht.